Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
II.
– 1193 –
Drucksache 18/12850
Befragung von Asylbewerbern durch die Hauptstelle für Befragungswesen (HBW) im
Rahmen des sogenannten Integrierten Befragungswesens
In einem weiteren Komplex hat sich der Ausschuss mit der sogenannten Hauptstelle für Befragungswesen
(HBW) und den von dieser durchgeführten Befragungen von Asylbewerbern im Rahmen des sogenannten
Integrierten Befragungswesens befasst.
1.
Aufbau, Funktion und Geschichte der Hauptstelle für Befragungswesen
a)
Gründung der Hauptstelle für Befragungswesen
Die Hauptstelle für Befragungswesen (HBW) wurde im Jahr 1958 auf Basis eines unveröffentlichten Organisationsaktes der Bundesregierung im Geschäftsbereich des Bundeskanzleramtes geschaffen.7017 Grundlage
hierfür war eine mündliche Weisung des damaligen Staatssekretärs im Bundeskanzleramt Dr. Hans
Globke.7018 Die erste gemeinsame Befragungsstelle nahm ihre Arbeit am 1. April 1958 in Stuttgart auf.7019
Die HBW war Teil des BND7020 und wurde organisatorisch durch dessen Referat EAC betrieben [siehe hierzu
näher unter H.II.1.f)aa)]. Sie hatte ihren Hauptsitz am Hohenzollerndamm 150, 14199 Berlin und unterhielt
verschiedene Zweig- und Nebenstellen im gesamten Bundesgebiet.7021
b)
Die HBW als Legendenbehörde des BND
Die HBW war die Legendenbehörde für das sogenannte Integrierte Befragungswesen7022 und damit dem
BND zugeordnet7023. Insbesondere den zu befragenden Personen gegenüber traten die befragenden Nachrichtendienstmitarbeiter stets unter der Legende „HBW“ auf.7024 Nach Bekundungen des Zeugen R. C., der
von 2003 bis September 2013 als Befrager und Befragerführer in der Hauptstelle für Befragungswesen tätig
war7025, sei eine andere Legende, etwa in Form einer Hilfsorganisation, nie verwendet worden.7026
Das Arbeiten unter der Legende „HBW“ habe, so die Zeugin A. K., die seit 2008 das Referat EAC des BND
leitete7027, der Weisungslage entsprochen und dem Schutz der Befragten vor möglichen Repressionen nach
7017)
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7019)
7020)
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7026)
7027)
Antwort der Bundesregierung vom 29. Juli 1991 auf die Kleine Anfrage PDS/Linke Liste, BT-Drs. 12/996, S. 1; Präsentation der
HBW für das BAMF, MAT A BAMF-1b, Bl. 119 (VS-NfD – insoweit offen).
Festschrift „50 Jahre Integriertes Befragungswesen“, MAT A BND-2/1d, Bl. 60 (66), (VS-NfD – insoweit offen).
Festschrift „50 Jahre Integriertes Befragungswesen“, MAT A BND-2/1d, Bl. 60 (67), (VS-NfD – insoweit offen).
Uhrlau, Protokoll-Nr. 81 I, S. 83.
Antwort der Bundesregierung vom 21. November 2012 auf die Kleine Anfrage BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, BT-Drs. 17/11597,
S. 2.
Hintergrundinformation des Bundesnachrichtendienstes über das Befragungswesen vom 25. November 2013, MAT A BK-2/8f,
Bl. 22 (VS-NfD – insoweit offen); vgl. auch Schreiben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge an das Bundesministerium
des Innern vom 15. April 2009, MAT A BMI-2/5h_1, Bl. 9 (VS-NfD – insoweit offen).
Schriftliche Antwort des PSt. Dr. Ole Schröder (BMI) auf die Frage des Abg. Jan Korte (DIE LINKE.) vom 28. November 2013
(Anlage 16 zum Plenarprotokoll 3/18, dort S. 212); Protokoll der Bundespressekonferenz vom 20. November 2013, MAT A BAMF1b, Bl. 280.
A. K., Protokoll-Nr. 64 I, S. 18 und 78; vgl. auch Sprechzettel für die Sitzung des PKGr am 12. Dezember 2001, MAT A BND2/2a, Bl. 19 (VS-NfD – insoweit offen).
R. C., Protokoll-Nr. 110 I, S. 9. Details zur Verwendung des Zeugen in der HBW sind einer als VS-VERTRAULICH eingestuften
Dienstpostenübersicht zu entnehmen (MAT A Z-99, Tgb-Nr. 56/15 – VS-VERTRAULICH).
R. C., Protokoll-Nr. 110 I, S. 15.
A. K., Protokoll-Nr. 64 I, S. 6 f.