Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
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Heidtrud Henn
(A) haben noch viel zu tun auf dem Weg zur neuen Bundeswehr.
Wir sind wegen der Aussetzung der Wehrpflicht darauf angewiesen, dass junge Menschen zur Bundeswehr
finden. Junge Menschen sind kritisch bei der Wahl des
Berufes, und der soldatische Dienst verlangt Mühe und
Einsatz. In unserem Koalitionsvertrag haben wir versprochen, die Attraktivitätsoffensive für die Streitkräfte
voranzutreiben. Hier helfen keine kosmetischen Maßnahmen, hier nutzt, um eines der Fallbeispiele aus dem
Bericht des Wehrbeauftragten aufzugreifen, kein neuer
Anstrich auf einer verschimmelten Wand. Ohne eine
gute Ausstattung insgesamt kann die Bundeswehr nicht
attraktiv sein. Hier wollen und werden wir anpacken.
Eine gute Bundeswehr braucht eine gute Infrastruktur.
Das kostet Geld – freilich –, und das Geld muss sinnvoll
verteilt werden.
Es ist ein Fortschritt, dass über Posttraumatische Belastungsstörungen mittlerweile offen gesprochen wird.
Der Wehrbeauftragte berichtet von insgesamt 1 500
– davon 200 neuen – Fällen. Da ehemalige Zeitsoldaten
nicht erfasst werden, weil sie sich in zivilen Einrichtungen behandeln lassen, haben wir kein genaues Bild vom
Leid der Einsatzrückkehrenden und deren Angehörigen.
Über die Ansprüche ausgeschiedener Soldatinnen und
Soldaten und die Einsatz- und Beschädigtenversorgung
müssen wir intensiv beraten. Wer dem Land dient, muss
erwarten können, dass er aufgefangen wird, wenn er
krank an Körper und Seele wird.
Kostenlos ist allerdings ein ordentlicher Umgangston.
Wenn es hier zu Fehlverhalten von Vorgesetzten kommt,
ist das nicht akzeptabel,
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten
der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)
(Beifall bei der SPD sowie des Abg.
Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Herr Königshaus, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie
in Ihrem Bericht die Arbeit der Militärseelsorge so anerkennend erwähnen. Militärseelsorge wirkt nicht nur in
Zeiten größter Not. Sie leistet mit ihren großen Angeboten zwischen Freizeitaktivitäten, ethischer Orientierung,
theologischem Diskurs und Unterstützung im Einsatz
ebenfalls einen wichtigen Beitrag für einen attraktiven
Arbeitgeber Bundeswehr.
schon gar nicht in einer Bundeswehr, die auf Freiwillige
angewiesen ist. Es ist schlimm, wenn wegen schlechten
Führungsverhaltens junge Soldatinnen und Soldaten der
Bundeswehr den Rücken kehren. Ein attraktiver Arbeitgeber schätzt und unterstützt die Männer und Frauen, die
für ihn arbeiten.
(B)
sorgung der Soldatinnen und Soldaten orientieren. Wer (C)
krank ist, wer verwundet ist, muss sich darauf konzentrieren können, gesund zu werden. Dafür muss alles getan werden; auch das sind wir unseren Soldatinnen und
Soldaten schuldig.
Die „neue Bundeswehr“ braucht natürlich Frauen.
Die gewinnen wir nicht, wenn Diskriminierung, Sexismus, Mobbing und sexuelle Belästigung nicht mit allem
Nachdruck bekämpft werden. Von einem modernen Arbeitgeber Bundeswehr dürfen Frauen zu Recht einen anderen Umgang erwarten. Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass Soldatinnen mit Nachnamen angesprochen
werden, während Soldaten mit Dienstgrad und Nachnamen angesprochen werden. Das ist keine Nachlässigkeit,
sondern eine unerträgliche Form der Abwertung. Bei einem guten Arbeitgeber hat das nichts zu suchen.
(Beifall bei der SPD)
Es ist bedauerlich, dass wir überhaupt darüber reden
müssen; aber hier muss die Bundeswehr besser werden,
wenn sie gut bleiben will.
Auslandseinsätze wird es auch zukünftig geben. Die
besondere Belastung für Soldaten und Angehörige ist
uns bewusst. Es muss alles dafür getan werden, dass mit
genügend Personal zu häufige Einsätze verhindert werden und ausreichend lange Erholungsphasen zur Verfügung stehen. Wir schulden unseren Soldatinnen und Soldaten neben bestmöglicher Ausrüstung auch eine
optimale Planbarkeit ihrer Einsätze.
Der Sanitätsdienst – er nimmt einen großen Teil des
Berichtes ein – ist, finde ich, selbst ein Patient. Dem hohen Anspruch kann die Bundeswehr nur gerecht werden,
wenn die notwendigen Dienstposten besetzt sind. Ärztliches und nichtärztliches Sanitätspersonal leisten einen
wichtigen Dienst. Dieser muss sich zunächst an der Ver-
(Michael Brand [CDU/CSU]: Sehr richtig!)
Es ist wichtig, dass sich die Soldatinnen und Soldaten (D)
Militärgeistlichen anvertrauen können. Ich bin froh darüber, dass der Wehrbeauftragte keine Beschwerden im
Hinblick auf die Einhaltung religiöser Gebote und Feiertage zu verzeichnen hat. Die Sicherung der freien Religionsausübung ist grundgesetzlich gesichert.
Wer die Besonderheiten eines Einsatzes nicht kennt
und nicht selbst erlebt hat, kann nur schwer den soldatischen Dienst verstehen. Verständnis ist aber die erste Voraussetzung für den Dienst am Nächsten. Darum ist die
Militärseelsorge unverzichtbar. Das gilt nicht nur für den
Einsatz, sondern auch für die Einsatznachsorge und
dann, wenn die Angehörigen die Einsatzfolgen nicht
richtig einordnen können. Neben der ärztlichen Versorgung ist die Sorge um die Seele ein ganz wesentlicher
Teil, der zur Genesung beiträgt.
Ich bin dafür, dass es neben dem christlichen Angebot
auch Anlaufstellen für Angehörige anderer Religionen
gibt. Der Wunsch danach ist nachvollziehbar, und diesem Wunsch sollte Rechnung getragen werden. Es sollte
niemand, der geistlichen Beistand wünscht, alleingelassen werden – auch nicht bei der Bundeswehr.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich werbe dafür,
Standorte zu besuchen, mit Soldatinnen und Soldaten zu
sprechen und auch das Gespräch mit der Militärseelsorge zu suchen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass
Not beten lehrt. Das Wichtigste im Leben sind deshalb
lebendige und herzliche Begegnungen mit Menschen,
damit die Seele nicht verkümmert und die kranke Seele