Drucksache 18/12850

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode

geäußert. Worauf sich diese speziellen Wünsche bezogen haben, konnte der Zeuge Dr. de Maizière in öffentlicher Sitzung nicht sagen, es sei dabei aber jedenfalls nicht um Selektoren gegangen.4265 Er habe hierzu in
der Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums am 6. Mai 2015 umfassend vorgetragen.4266
Der Zeuge Dr. de Maizière hat ausgesagt, dass ihm zu diesem Kooperationswunsch ein Vermerk des BND
vom 17. Januar 2008 mit einer Anlage vom 16. Januar vorgelegen habe.4267 Dazu gebe es einen weiteren
Vermerk von Herrn Kurz4268, damals Leiter des Referats 621 – Auslandsbeziehungen – im Bundeskanzleramt. Er habe sich mit der darin enthaltenen Empfehlung noch nicht zufriedengegeben, sondern das erste Mal
nachgehakt4269, woraufhin er am 22. Januar 20084270 im Bundeskanzleramt ein Gespräch mit dem damaligen
BND-Präsidenten Uhrlau in Begleitung des damaligen Abteilungsleiters 2 des BND, Dr. Urmann, und dem
damaligen Vizepräsidenten des BND für militärische Angelegenheiten von Brandis geführt habe.4271 Der
BND habe von der gezielten erweiterten Kooperation abgeraten und dies mit abstrakten Risiken, die sich in
der Zusammenarbeit zwischen Nachrichtendiensten grundsätzlich auftun könnten und sorgfältig mit dem
Nutzen einer Zusammenarbeit abgewogen werden müssten, begründet.4272 Zum Inhalt des Gesprächs im Einzelnen hat der Zeuge Dr. de Maizière auf einen dem Ausschuss vorliegenden, als GEHEIM eingestuften
Gesprächsvermerk vom 24. Januar 20084273 verwiesen.4274
Auf Nachfrage, ob in dem Gespräch vom 22. Januar 2008 die vorhandenen Kenntnisse über das Interesse der
US-Seite an Informationen zu EADS und Eurocopter mitgeteilt worden seien, hat der Zeuge Uhrlau erklärt:
„Das weiß ich nicht mehr. Ich habe die eingestuften Unterlagen gesehen, die über die
Sitzung vorliegen. Aber das sind ja keine Wortprotokolle.“4275
Er wisse nicht, ob konkretere Angaben gemacht worden seien, die über das hinausgingen, was in den dem
Ausschuss vorgelegten Unterlagen zu finden sei.4276 Jedenfalls sei beim damaligen ChefBK aber angekommen, dass es in der Zusammenarbeit mit der NSA ernsthafte Probleme gegeben und die NSA Interessen
verfolgt habe, die über die Interessenlage des BND hinausgegangen seien. Relevanter als die „EADS-Funde“
aus dem Jahr 2005/2006 sei ohnehin der sogenannte Schwachstellenbericht [dazu unter F.IV.4.b)] gewesen,
den Dr. Urmann im Jahr 2007 habe anfertigen lassen.4277 Darin seien die Erfahrungen mit der NSA verarbeitet worden. Dann habe es das Gespräch mit dem ChefBK Anfang 2008 gegeben. Weitergehende Wünsche
der US-Seite seien zurückgewiesen worden.4278
Die dem ChefBK zur Verfügung gestellten Unterlagen hat der Zeuge Uhrlau als „Sachverhaltsschilderung,
auch ein bisschen angehübscht mit zwei, drei Begrifflichkeiten“, bezeichnet und weiter ausgeführt:

4265)
4266)
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4268)
4269)
4270)
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4272)
4273)
4274)
4275)
4276)
4277)
4278)

Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 95.
Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 95.
Dr. de Maiziére, Protokoll-Nr. 55 II, – Auszug offen, S. 3.
Dr. de Maiziére, Protokoll-Nr. 55 II, – Auszug offen, S. 5.
Dr. de Maiziére, Protokoll-Nr. 55 II, – Auszug offen, S. 3.
Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 101.
Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 101.
Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 96.
MAT A BK-6b (Tgb.-Nr. 51/14 – GEHEIM), Bl. 26 ff.
Dr. de Maizière, Protokoll-Nr. 55 I, S. 101.
Uhrlau, Protokoll-Nr. 53 I, S. 27.
Uhrlau, Protokoll-Nr. 53 I, S. 27.
Uhrlau, Protokoll-Nr. 53 I, S. 28 f.
Uhrlau, Protokoll-Nr. 53 I, S. 27 f.

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