wie »Handgranaten, Bomben, Zünder«.
Am 16. Oktober 2008 wurde das Depot mit der Nr. 38 in
Behringersdorf gefunden. In der Folge entschlüsselte
die Polizei weitere Depotstandorte, konnte aber nicht
alle finden. Die Inhalte der gefundenen Depots entsprachen exakt den Angaben auf Krauses Notizen. Die
Depots liegen in einer Nord-Süd-Achse in den Bundesländern: Bayern, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und
Bayern. Zwei Depots befanden sich in Österreich (Wels
und Terffens). Der Schwerpunkt der Depots liegt eindeutig im Länderdreieck Thüringen/Sachsen/Franken.
In den Depots befanden sich einsatzfertige Sprengsätze, Sprengmittel, Waffen, Munition, PKW-Kennzeichen,
uniformähnliche Bekleidung und Ausrüstungsgegenstände für das Kampieren im Freien, persönliche Gegenstände und eine so bezeichnete »Feindnamenliste«.
Auf der Liste sollen Politiker, Polizeibeamte, Richter
u.ä. Personen gestanden haben, von denen Krause sich
verfolgt gefühlt haben soll.
Bisher sind folgende biografischen Angaben zu Michael Heinz Krause bekannt. Krause wurde am 31. März
1955 in Berlin (West) geboren. Krause hatte bis 1985 als
Betonbauer gearbeitet und in geordneten Verhältnissen
gelebt. Seit 1977 hatte er eigene Wohnsitze in Berlin,
Hannover und Umgebung sowie in Bayern. Daneben
sind Aufenthalte in Leipzig, Hildesheim, Dresden und
Plauen bekannt. In Hildesheim wie Dresden hielt sich
Krause auch in psychiatrischen Einrichtungen auf. Seine letzte bekannte Unterkunft war ein Hotel für sozial
Benachteiligte in Hof. In Stasiunterlagen findet sich ein
Vermerk, dass er in der Jugendorganisation der NPD,
den Jungen Nationaldemokraten organisiert sei.189
Zu Krause sind eine Reihe rassistischer/neonazistischer Straftaten und Drohungen Äußerungen bekannt.
So griff Krause am 25. August 2001 eine dunkelhäutige
Person in Hildesheim auf der Straße mit den Worten
»Neger was telefonierst Du?« an und zog dabei eine geladene Česká CZ 70 aus der Tasche. Er wird daraufhin
in die psychiatrische Klinik in Hildesheim eingewiesen,
wo eine paranoide Psychose attestiert wurde.
Zwischen 2006 und 2008 kam es zu einer Vielzahl von
polizeilichen Feststellungen zu Krause, u.a. in den
oberfränkischen Ortschaften Kulmbach, Hochstadt
am Main, Bayreuth, Himmelkron, Marktschorgast und
Pegnitz. Krause wies sich mit einem abgelaufenen
Reisepass aus bzw. mit EC- und Kundenkarten, die er
gefunden haben wollte. Am 25. April 2008 wird Krause
im Zuge einer Fahrzeugfeststellung auf dem Pendlerparkplatz in Trockau kontrolliert. Das Fahrzeug wurde
ohne gültige Haftpflichtversicherung festgestellt, vor
Ort entstempelt. Michael Krause führte einen Führerschein auf den Namen Christian Krause, geb. 1955
und einen Personalausweis mit, der durch die Stadt
Leipzig auf den gleichen Christian Krause ausgestellt
war. 190 Am 25. Dezember 2006 wird Krause und sein
mitgeführter PKW in Wels (Oberösterreich) kontrolliert
189
190
Kopie BStU, AR 2/BV Berlin, Abt. XX – NPD (BRD), vom 08.03.17
MAT A BMJ-13, Ordner, S.47
und führt u.a. Äxte, Messer und eine selbstgebaute
Gaspistole mit 4mm Stahlkugel-Geschossen mit. Am 17.
Januar 2007 erstattet Krause in diesem Zusammenhang
Anzeige bei der StA Zwickau gegen die österreichischen
Beamten wegen Diebstahl seines PKW und bei der StA
Wien wegen Straftaten im Amt. Das Anzeigeschreiben
des Krause weist deutlich Argumentationsmuster auf,
die man aktuell der Reichsbürgerbewegung zuschreiben würde. So bezeichnet Krause in seiner Anzeige
die kontrollierenden Polizeibeamten wie folgt: »Willkür,
Machtmissbrauch und Gewalt, sowie menschen- und
wahrheitsverachtende Lüge, das ist die moralisch, geistige und psychische Krankheit solcher Subjekte«.191
Am 18. Januar 2007 sucht Krause die KfZ-Zulassungsstelle in Plauen auf, um sein Fahrzeug abzumelden und
ruft dabei u.a. laut »Heil Hitler«. Vom 9. Februar bis 11.
Februar 2007 nimmt Krause an einer Busfahrt der Berliner SPD gegen die Münchner Sicherheitskonferenz teil
und fällt durch rechte Sprüche auf. Daraufhin darf er
nicht mit zurückfahren. Er erstattete daraufhin Anzeige
bei der Polizei gegen die Mitveranstalter und die Berliner Polizei kontrolliert die Mitreisenden des Busses. Am
28. Oktober 2007 wird Krause aufgrund seines äußeren
Erscheinungsbildes von Polizeibeamten kontrolliert,
droht den Beamten mit Dienstaufsichtsbeschwerde,
wird aggressiv und beleidigt den damaligen bayerischen
Innenminister Günther Beckstein.
Bewertung und Schlussfolgerung:
Im Jahr 2009 werden die DNA von Krause sowie dessen
Munition mit der Tatmunition in der Česká-Mordserie
verglichen. Die BAO Bosporus beauftragt das Institut
für Rechtsmedizin in München mit einem Direktvergleich der DNA von Krause mit der DNA-Mischspur
4.4.02 aus GA 05-22-4666-02. Im Ergebnis wird der BAO
Bosporus im November 2009 mitgeteilt, dass Krause in
einem Verhältnis 1:193000 als Spurenverursacher in Frage kommt. Da aber Krause nicht die Hauptkomponente
der Mischspur sei, käme Krause weniger denn mehr
als Spurensetzer in Frage.192 Nachdem Journalisten
nach der Selbstenttarnung des NSU beim LKA Bayern
anfragen, ob eine in einem Erddepot von Krause gefundene Bombe äußerlich identisch mit der Nagelbombe
vom Keupstraßen-Anschlag seien, führt das Bundeskriminalamt 2012 einen Abgleich der USBVen aus den
gefundenen Depots von Krause mit den Tatmitteln aus
dem Anschlag des NSU in der Kölner Keupstraße durch.
Abschließend wird am 17.12.2012 ausgeführt, dass keine
wesentlichen Übereinstimmungen gefunden wurden.193
Im Abschlussbericht des BKA zur Spur 763 heißt es, es
lägen keine Bezüge zum NSU vor, »vielmehr muss davon
ausgegangen werden, dass Krause aufgrund seiner
paranoiden Psychose aufgerüstet hat um sich verteidigen
zu können.«194 Ein Abgleich der Einbringung der Zündmittel in die Behälter aus dem Depot mit der Bombe
in der Keupstraße konnte nicht vorgenommen werden.
Unabhängiger Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich, VwSen-230963/2/WEI/Eg
192
MAT A BMJ-13 Ordner 2 von 2, S.7
193
MAT A BMJ-13 Ordner 1 von 2 S.56
194
MAT A BMJ-13 Ordner 1 von 2 S.55
191
63