Drucksache 18/6545
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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
Unmittelbar vor dieser handschriftlichen Eintragung findet sich in der früheren der bekannten „Mundlos-Kontaktlisten“ die maschinenschriftliche Eintragung:
Bad Frankenhausen
Bundeswehr
034671/2113
Dabei handelt es sich um den Bundeswehrstandort, an dem Mundlos seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat,
was es sehr wahrscheinlich macht, dass die Eintragung von R*** auf der Liste erfolgt ist, nachdem Mundlos
seinen Grundwehrdienst angetreten hatte. Es liegt nahe, dass er diesen Ausdruck der Liste bei sich hatte, als er
R*** traf. In der späteren Kontaktliste von Mundlos sind dann verschiedene handschriftliche Eintrag-ungen
maschinenschriftlich erfasst, darunter auch die Kontaktdaten von R***.
Ob R*** und Mundlos sich bereits vorher kannten oder ob sie sich erst am 21.02.1995 kennengelernt haben, ist
nicht bekannt. Es ist durchaus möglich, dass die Eintragung der Kontaktdaten von R*** auf der Begegnung
vom 21.02.1995 beruht, ohne dass dies vom Sachverständigen mit Sicherheit festgestellt werden konnte. Geht
man davon aus, dass sie sich vor dieser Zeit nicht kannten und sich zwischen dem 16.01.1995 (dem Tag, an
dem R*** zum Grundwehrdienst am Bundeswehrstandort in Tautenhain erschien) und dem 21.02.1995 bei der
Bundeswehr erst kennengelernt haben, ist es laut Sachverständigem erstaunlich, wie viele Informationen Mundlos einem ihm bis dahin Unbekannten gegeben hat. Man muss, so der Sachverständige, wohl annehmen, dass
sie sich sofort gegenseitig als vertrauenswürdige Rechtsextremisten eingeschätzt haben.
Bemerkenswert ist nach Ansicht des Sachverständigen ferner, dass beide Telefonnummern R***s im Januar
1998, als die beiden Listen bei der Garagendurchsuchung in Jena gefunden wurden, nicht mehr aktiv waren.
Dies kann nach Einschätzung des Sachverständigen bedeuten, dass ihr Kontakt nach 1995 nicht weitergeführt
worden ist. In den Akten des BfV hat der Sachverständige jedenfalls keine Hinweise auf oder Belege für weitere
Kontakte R***s zu Mundlos gefunden.
4.3 Unterstützung für das Fanzine „Der Weisse Wolf“
Das Fanzine und der Dank an den „NSU“
Das Fanzine „Der Weisse Wolf“ wurde 1996 in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel von dort
inhaftierten Personen aus dem rechtsextremen Lager ins Leben gerufen und hat auch in anderen Haftanstalten
Verbreitung gefunden. Es diente unter anderem dem Informationsaustausch zwischen den Gefangenen aus verschiedenen Justizvollzugsanstalten und stand in Verbindung mit der mittlerweile verbotenen „Hilfsorganisation
für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG), die Brief- und Besuchskontakte zwischen und zugunsten von Inhaftierten aus dem rechtsextremen Bereich organisiert hat. In diese Brief- und Besuchsaktivitäten war auch das sogenannte „NSU-Trio“ in den Jahren vor seinem Abtauchen im Januar 1998
involviert. Wohl aufgrund dieser „HNG-Aktivitäten“, insbesondere von Mundlos, fand sich in Heft 4 des Fanzines „Der Weisse Wolf“ aus dem Jahr 1997, von dem im Übrigen auch bei der Durchsuchung am 26. 01.1998
in der Garage in Jena ein Exemplar gefunden wurde, ein Gruß eines Justizvollzugsanstaltsinsassen an „Uwe
Memdlos, Jena“.
Ab der Ausgabe 15 aus dem Jahr 2001 übernahm ein neuer Herausgeber das Fanzine „Der Weisse Wolf“, der
zunächst den Tarnnamen „Eihwaz“ verwendete. Bereits zuvor war er in die Aktivitäten des Fanzines eingebunden gewesen. In der Ausgabe 17 aus dem Jahr 2001 schrieb der Herausgeber „Eihwaz“ folgenden Aufruf:
„Werbepartner gesucht! Wir haben auch noch ein weiteres Anliegen, mit dem ich mich hier insbesondere an
die Versände der Szene wenden möchte. Seit 1999 gibt es unseren Rundbrief auch im Weltnetz zu bestaunen,
allerdings wurden unsere Heimatseiten nun mittlerweile zum zwölften Mal gelöscht, obwohl sich keine strafbaren Inhalte auf ihnen befinden. Es wird immer schwerer Netzspeicherplatz zu finden. Diese Verfolgung kann
umgangen werden, indem kommerzieller Speicher in den JewSA angemietet wird, allerdings kostet der Speicher dort 50 DM im Monat. Dieses Geld kann von uns nicht aufgebracht werden, vielleicht finden sich ja einige
Versände, die dies übernehmen könnten, im Gegenzug würden wir dann Werbung auf diese Seite für diese
machen.“
Auf Seite zwei der Ausgabe Nr. 18 des Fanzines „Der Weisse Wolf“ aus dem Jahr 2002 war sodann, eingerahmt
und in Fettdruck isoliert, folgender Text zu lesen:
„Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen ;-) Der Kampf geht weiter …“
Darüber hinaus lag im Frühjahr 2002 im Verfassungsschutzverbund eine Quellenmeldung vor, wonach bei der
Zeitschrift „Der Weisse Wolf“ eine anonyme Spende in Höhe von 2.500 Euro eingegangen sein soll. Dieser