Drucksache 17/4277
I.
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Grundlagen der Berichtspflicht
Das Parlamentarische Kontrollgremium erstattet dem
Deutschen Bundestag auf der Grundlage des § 8a Absatz 6 Satz 2 und des § 9 Absatz 4 Satz 7 BVerfSchG, des
§ 2a Satz 4 und des § 3 Satz 2 BNDG, des § 4a Satz 1 und
des § 5 MADG sowie des § 8a Absatz 8 Satz 1 BVerfSchG
jährlich einen Bericht über die Durchführung sowie Art,
Umfang und Anordnungsgründe der Auskunftsverlangen
und IMSI-Catcher-Einsätze. Dabei sind die Geheimhaltungsgrundsätze des § 10 Absatz 1 des Gesetzes über die
parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes (Kontrollgremiumgesetz – PKGrG) in
der Neufassung vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2346) zu
beachten.
Das Parlamentarische Kontrollgremium hat auf dieser
Grundlage erstmals am 12. Mai 2003 einen Bericht für
das Jahr 2002 und zuletzt am 28. Januar 2010 einen Bericht für das Jahr 2008 (Bundestagsdrucksache 17/550)
vorgelegt.
Zur Gewährleistung einer angemessenen parlamentarischen Kontrolle der Anordnung von Auskunftsverlangen
und IMSI-Catcher-Einsätzen haben gemäß § 8a Absatz 6
Satz 1 und § 9 Absatz 4 Satz 7 BVerfSchG, § 2a Satz 4,
§ 3 Satz 2 BNDG und § 4a Satz 1 und § 5 Halbsatz 2
MADG das Bundeskanzleramt (für den Bundesnachrichtendienst – BND) bzw. das Bundesministerium des Innern (für das Bundesamt für Verfassungsschutz – BfV –
und den Militärischen Abschirmdienst – MAD) dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Deutschen Bundestages halbjährlich über die angeordneten Maßnahmen zu
berichten. Auch die Länder, die sich dafür entschieden
haben, von der in § 8a Absatz 8 BVerfSchG eingeräumten
Option Gebrauch zu machen, müssen nach dieser Vorschrift in Verbindung mit den jeweiligen landesrechtlichen Regelungen dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundes regelmäßig Bericht erstatten.
Der vorliegende Bericht beruht auf Halbjahresberichten,
die das Bundesministerium des Innern für das BfV und
den MAD unter dem 15. Dezember 2009 und dem
29. Juni 2010 und das Bundeskanzleramt für den BND
unter dem 23. September 2009 und unter dem 16. April
2010 dem Parlamentarischen Kontrollgremium des
16. bzw. 17. Deutschen Bundestages übersandt haben.
Darüber hinaus lagen Berichte aus elf Bundesländern vor.
II.
Zusammensetzung des Parlamentarischen
Kontrollgremiums
Im Berichtsjahr 2009 setzte sich das Parlamentarische
Kontrollgremium aufgrund der Bundestagswahl am
27. September 2009 bis zum 17. Dezember 2009 aus Mitgliedern des 16. Deutschen Bundestages zusammen und
danach aus Mitgliedern des 17. Deutschen Bundestages.
Das Gremium des 16. Deutschen Bundestages wurde am
14. Dezember 2005 gewählt und setzte sich zunächst – in
alphabetischer Reihenfolge – aus den Abgeordneten Fritz
Rudolf Körper (SPD), Wolfgang Nešković (DIE
LINKE.), Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU), Bernd
Schmidbauer (CDU/CSU), Olaf Scholz (SPD), Dr. Max
Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
Stadler (FDP), Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN), Joachim Stünker (SPD) und Dr. HansPeter Uhl (CDU/CSU) zusammen. Im November 2007
schied der Abg. Olaf Scholz (SPD) aus dem Gremium
aus; an seiner Stelle wurde der Abg. Thomas Oppermann
(SPD) zum Mitglied gewählt.
Der Vorsitz im Parlamentarischen Kontrollgremium
wechselt jährlich zwischen einem Mitglied der Koalitionsfraktionen und einem Mitglied der Oppositionsfraktionen. Im Jahr 2009 übernahm der Abg. Dr. Max Stadler
(FDP) den Vorsitz. Als sein Stellvertreter fungierte der
Abg. Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU). Da nach der Bundestagswahl am 27. September 2009 sowohl der Abg.
Dr. Max Stadler (FDP) als auch der Abg. Dr. Norbert
Röttgen (CDU/CSU) Parlamentarischer Staatssekretär
bzw. Mitglied der Bundesregierung wurden, wurde die
Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums im November 2009 von dem Abg. Thomas Oppermann (SPD)
geleitet.
Am 17. Dezember 2009 beschloss der 17. Deutsche Bundestag, in der 17. Wahlperiode ein aus elf Abgeordneten
bestehendes Kontrollgremium einzusetzen. Bei der anschließenden Wahl erreichten zehn Abgeordnete die nach
§ 2 Absatz 3 PKGrG erforderliche Mehrheit der Mitglieder des Bundestages. Es handelte sich – in alphabetischer
Reihenfolge – um die Abgeordneten Christian Ahrendt
(FDP), Peter Altmaier (CDU/CSU), Clemens Binninger
(CDU/CSU), Manfred Grund (CDU/CSU), Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD), Fritz Rudolf Körper (SPD),
Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU), Thomas Oppermann (SPD), Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE
GRÜNEN) und Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP). Das
Gremium konstituierte sich noch am selben Tag und
wählte den Abgeordneten Peter Altmaier (CDU/CSU) für
den Rest des Jahres 2009 und das Jahr 2010 zum Vorsitzenden, den Abgeordneten Thomas Oppermann (SPD)
zum stellvertretenden Vorsitzenden. Am 19. Januar 2010
wählte der Bundestag den Abgeordneten Wolfgang
Nešković (DIE LINKE.) zum elften Mitglied des Gremiums.
III.
Der rechtliche Rahmen für Auskunftsverlangen und IMSI-Catcher-Einsätze
Durch das am 1. Januar 2002 in Kraft getretene Gesetz
zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus (Terrorismusbekämpfungsgesetz) vom 9. Januar 2002 (BGBl. I
S. 361) bzw. das am 11. Januar 2007 in Kraft getretene
Gesetz zur Ergänzung des Terrorismusbekämpfungsgesetzes (Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz) vom
5. Januar 2007 (BGBl. I S. 2), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. Juni 2009 (BGBl. I S. 1226), wurde dem BfV,
dem BND und dem MAD zeitlich befristet bis zum 9. Januar 2012 die Befugnis eingeräumt, unter bestimmten
Voraussetzungen von
– Luftfahrtunternehmen,
– Kreditinstituten, Finanzdienstleistungsinstituten und
Finanzunternehmen,
– Postunternehmen,