Drucksache 18/12850
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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
der Kinkel-Erlass – grob gesprochen –, dass es sofort zu vernichten ist. Das heißt, das
geschah per Hand.“3819
Der Zeuge W. K. hat bekundet, dass diese Weisung nach wie vor gelte und den einzelnen Nachrichtenbearbeiter anhalte, entsprechend zu verfahren, wenn er einen geschützten Kommunikationsverkehr feststelle.3820
Mit Inkraftreten der DV G 10 wurde die Weisung aufgehoben.3821
G 10-Verkehre wurden unter deren Geltung weiterverarbeitet, wenn sie die Voraussetzungen von G 10-Anordnungen erfüllten, anderenfalls gelöscht.3822 G 10-Zweifelsfälle wurden gelöscht.3823 Die Löschung hatte
unter Aufsicht des G 10-Beauftragten zu erfolgen und zu unterbleiben, wenn die Daten für eine Mitteilung
an Betroffene gemäß § 12 Abs. 1 bzw. 2 Artikel 10-Gesetz oder für eine gerichtliche Nachprüfung der Rechtmäßigkeit der Beschränkungsmaßnahme von Bedeutung sein konnten; in diesem Fall waren die Daten zu
sperren.3824
c)
Zur Praxis der strategischen Fernmeldeaufklärung nach § 5 Artikel 10-Gesetz
Bereits vor Beantragung einer Beschränkungsmaßnahme fanden in der Regel Gespräche zwischen BND und
dem jeweiligen Provider statt, in denen über die bei letzterem vorhandenen Strecken Klarheit erzielt
wurde.3825 Die Initiative hierzu ging vom BND aus.3826
Der Telekommunikationsanbieter, den die Beschränkungsanordnung betraf, hatte die ausgewählten Übertragungswege für den BND zu „doppeln“3827, d. h. „technisch kopieren, duplizieren“3828. Die dafür vorgesehenen technischen Geräte mussten vom BSI zertifiziert sein3829 [siehe zur BSI-Zertifizierung unter F.IV.3.c)]
und seien dies, so der Zeuge Dr. Burbaum, der ab Januar 2005 nicht mehr im BND tätig war und nach eigener
Aussage die Erfassung paketvermittelter Kommunikation nicht mehr miterlebt habe3830, „in vollem Umfang
immer“ gewesen.3831
Aus den ausgewählten und vom Betreiber zur Verfügung gestellten Strecken wurde der komplette Kommunikationsverkehr gedoppelt und zu einem Übergabepunkt ausgeleitet3832 (dazu siehe § 2 Abs. 1 Artikel 10Gesetz, § 110 TKG, § 27 TKÜV3833). Der Zeuge Dr. Burbaum hat den Vorgang im Hinblick auf die zu erfassenden Daten so beschrieben:
3819)
3820)
3821)
3822)
3823)
3824)
3825)
3826)
3827)
3828)
3829)
3830)
3831)
3832)
3833)
Vorbeck, Protokoll-Nr. 52 I, S. 139.
W. K., Protokoll-Nr. 118 II – Auszug offen, S. 72; K. M., Protokoll-Nr. 62 I, S. 22.
Dienstvorschrift zur Durchführung des Artikel 10-Gesetzes (DV G 10) des BND vom 22. November 2005, MAT A BND-5, Bl. 298
(312), (VS-NfD – insoweit offen).
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 17; vgl. Dienstvorschrift zur Durchführung des Artikel 10-Gesetzes (DV G 10) des BND vom
22. November 2005, MAT A BND-5, Bl. 298 (307), (VS-NfD – insoweit offen).
W. K., Protokoll-Nr. 22 I, S. 36.
Dienstvorschrift zur Durchführung des Artikel 10-Gesetzes (DV G 10) des BND vom 22. November 2005, MAT A BND-5, Bl. 298
(307), (VS-NfD – insoweit offen).
Vgl. A. F., Protokoll-Nr. 41 I, S. 109 f.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 85.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 9.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 10.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 10.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 19.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 38.
Dr. Burbaum, Protokoll-Nr. 24 I, S. 10 und S. 31.
Telekommunikations-Überwachungsverordnung vom 3. November 2005 (BGBl. I S. 3136), zuletzt geändert durch Artikel 4 des
Gesetzes vom 25. Dezember 2008 (BGBl. I S. 3083). [Anm.: Die TKÜV 2005, in Kraft seit dem 9. November 2005, löste die