Drucksache 18/12850
– 1124 –
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
In einer Studie vom 16. Dezember 2010 befasste sich das BSI erneut mit der Möglichkeit der Ortung von
Mobiltelefonen durch Location-Based Services.6402 Nach den dort mitgeteilten Erkenntnissen haben die folgenden Ortungsverfahren die jeweils angegebenen Genauigkeitswerte6403:
Ortungsmethode
Genauigkeit
Zellbasierte Ortung mit Funksignalauswertung
100 – 1 500 Meter
Time of Arrival (ToA), siehe oben aa)
50 – 200 Meter
Angle of Arrival (AoA), siehe oben aa)
150 – 300 Meter
Enhanced Observed Time Difference (E- OTD), siehe oben aa)
50 – 400 Meter
A-GPS (GPS-Koordinaten unterstützt durch Cell-ID und Auswertung Funksignale)
5 – 50 Meter
Der Zeuge Andreas Könen, vom 1. Januar 20136404 bis zum 31. August 20166405 Vizepräsident des BSI, hat
zur Frage der Möglichkeit, ein Mobiltelefon zu orten, unter Bezugnahme auf die vorgenannte Studie angegeben, die Genauigkeit einer reinen GSM-Ortung hänge von der Dichte der Basisstationen ab, die zwischen
100 Metern und 30 bis 40 Kilometern variieren könne.6406 Soweit das Mobiltelefon über GPS verfüge, könnten dessen Daten beispielsweise durch eine in das Telefon eingebrachte Malware ausgeleitet werden, was
eine Ortung „auf wenige Meter“ ermögliche.6407 Der Zeuge hat ergänzt:
„Allerdings ist es eine sehr diffizile Frage, gerade zu beantworten, zu welchen Daten
welche technische Fähigkeit wann wo wer hatte und was zur Verfügung stand.“6408
Zur Lokalisierung von Personen durch etwa an Drohnen angebrachte IMSI-Catcher habe er keine Erkenntnisse.6409 Freilich stünden durch den Einsatz eines IMSI-Catchers sämtliche GSM- und Applikationsdaten
eines Mobiltelefons zur Verfügung.6410 Speziell zur Ortung im Rahmen von Drohneneinsätzen sei das BSI
nie von anderen Regierungsstellen oder Behörden um Informationen gebeten worden.6411
ccc) Bundesministerium des Innern (BMI)
Der Zeuge Dr. Dieter Romann, der von 2009 bis 2012 Leiter des für Ausländerterrorismus und Ausländerextremismus zuständigen Referats ÖS II 3 im Bundesministerium des Innern (BMI) war6412, hat bekundet, in
seinem Arbeitsbereich sei die Frage, ob bestimmte personenbezogene Daten zur Ortung einer Person verwendet werden könnten, erst nach dem 4. Oktober 2010 [siehe hierzu unter H.I.5.b)] aufgetreten.6413 Das
6402)
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Studie des BSI „Schutz Mobiler Kommunikationslösungen vor Angriffen über die Netzinfrastrukturen der Mobilkommunikation Teil 1“, MAT A BfV-22, Bl. 154 (322 ff.), (VS-NfD – insoweit offen).
Studie des BSI „Schutz Mobiler Kommunikationslösungen vor Angriffen über die Netzinfrastrukturen der Mobilkommunikation Teil 1“, MAT A BfV-22, Bl. 154 (323), (VS-NfD – insoweit offen).
Dienstpostenübersicht des Zeugen Könen, MAT A Z-124/1 (VS-NfD – insoweit offen).
http://www.behoerden-spiegel.de/icc/Internet/sub/fee/fee62c6e-d95e-651b-d90b-86407b988f2e,,,aaaaaaaa-aaaa-aaaa-bbbb000000000003&uMen=1f75009d-e07d-f011-4e64-494f59a5fb42.htm.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 41.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 41.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 41 und 44.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 71.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 71.
Könen, Protokoll-Nr. 104 I, S. 71 f.
Lebenslauf des Zeugen Dr. Romann unter http://www.bundespolizei.de/Web/DE/Service/Presse/04Lebenslaeufe/vita_P_file.pdf?__blob=publicationFile.
Dr. Romann, Protokoll-Nr. 100 I, S. 141.